Georg Wilhelm Max Hoene (1884 — 1965)

Am 18. Mai 2020 erhielt Gotha sein drit­tes Arnol­­di-Den­k­­mal. Um 18 Uhr wur­de vor dem Deut­schen Ver­si­che­rungs­mu­se­um Ernst Wil­helm Arnol­di auf Initia­ti­ve von Horst Grö­ner, dem Vor­sit­zen­dem des Muse­ums-För­­der­­ver­­eins, die von Göt­tin­gen nach Gotha gehol­te Ste­le mit der Büs­te Arnol­dis enthüllt.

Am Rand steht die schlich­te Inschrift „Hoe­ne Mün­chen“. Der Bild­hau­er Max Hoe­ne ist in Gotha kein Unbe­kann­ter, er ist der Schöp­fer des seit 1909 unter­halb des Tee­schlöss­chens ste­hen­den Peter­­mann-Den­k­­mals. Weni­ger bekannt ist, dass er auch einen direk­ten Bezug zur Resi­denz­stadt hatte.

Laut dem Künst­ler­le­xi­kon von Thie­­me-Becker aus dem Jahr 1924 wur­de er am 22. Dezem­ber 1884 als Sohn des Kauf­manns Emil Hoe­ne und und sei­ner Frau Augus­te, gebo­re­ne Zapf, in Rudol­stadt gebo­ren. Dies steht jedoch eben­so wenig im Lexi­kon wie die Tat­sa­che, dass er das Gotha­er Gym­na­si­um Ernes­ti­num besucht und dort 1903 das Abitur abge­legt hat.

War­um es den 17-Jäh­ri­­gen mit sei­ner inzwi­schen ver­wit­we­ten Mut­ter nach Gotha ver­schla­gen hat­te, bleibt offen. Fakt ist, dass Augus­te Hoe­ne 1901 das Haus in der Ron­del­stra­ße 4 (jetzt Bebel­stra­ße 8) kauf­te. 1908 erwarb Bäcker­meis­ter Armin Schip­pel das Anwe­sen und rich­te­te dar­in eine Bäcke­rei und Kon­di­to­rei ein. An die­ser Nut­zung hat sich nichts geän­dert, dort fin­det sich heu­te das  „Café Suzette“.

Max Hoe­ne hat­te sich im Mai 1903 an der Aka­de­mie der Bil­den­den Küns­te in Mün­chen im Fach Bild­haue­rei imma­tri­ku­liert. Er wur­de Schü­ler beim Bild­hau­er Wil­helm von Rüm­ann (1850–1906) und bil­de­te sich auf Rei­sen sowie durch einen län­ge­ren Auf­ent­halt in Rom fort. Eine ers­te grö­ße­re Aus­stel­lung sei­ner Wer­ke gab es 1908 in Gotha – wahr­schein­lich in der neu­en Her­zog­li­chen Aus­stel­lungs­hal­le am Sieb­le­ber Wall –, wor­über die „Got­hai­sche Zei­tung“ am 4. Juni berichtete.

Ein Jahr spä­ter schuf er das Denk­mal für den Geo­gra­phen und Kar­to­gra­phen August Peter­mann (1822–1878). Im Janu­ar 1907 hat­te die Gotha­er Geo­gra­phi­sche Anstalt Jus­tus Per­thes einen dies­be­züg­li­chen Auf­ruf an die Deut­schen Geo­gra­phi­schen Gesell­schaf­ten gestar­tet. Bis zum 25. Sep­tem­ber 1908, dem 30. Todes­tag Peter­manns, gin­gen 1010 Mark sowie umge­rech­net 188,46 Mark aus Öster­reich ein.

Her­zog Carl Edu­ard von Sach­­sen-Coburg und Gotha stell­te durch das Haus­mar­schall­amt den „stim­mungs­vol­len“ Platz im Park vor dem Tee­schlöss­chen „unweit der Stät­te sei­ner Lebens­ar­beit“ zur Ver­fü­gung. Die Grund­stein­le­gung für das bereits weni­ge Tage spä­ter ent­hüll­te Denk­mal fand am 13. Sep­tem­ber 1909 statt. Nach­dem es 1945 durch eine in der Nähe explo­dier­te Bom­be umge­fal­len war, wur­de es sofort nach Kriegs­en­de wie­der auf­ge­stellt. Der dar­an vor­bei füh­ren­de Park­weg erhielt am 30. Sep­tem­ber 1998 den Namen August-Petermann-Weg.

Eben­falls 1909 hei­ra­te­te Max Hoe­ne in sei­ner Wahl­hei­mat Mün­chen die Pia­nis­tin Lui­se Ger­lach. Der Sohn Chris­ti­an Fried­rich wur­de 1914 gebo­ren. Er wuchs zeit­wei­lig ohne sei­nen Vater auf, der im Ers­ten Welt­krieg an der West­front war.

Hoe­ne schuf neben Grab- und Kriegs­denk­mä­lern sowie künst­le­ri­schen Innen­aus­stat­tun­gen auch Por­träts bekann­ter Per­sön­lich­kei­ten, unter ande­rem sei­nes 1910 ver­stor­be­nen Gym­na­si­al­di­rek­tors Albert von Bam­berg. Sei­ne Wer­ke erschie­nen seit 1913 regel­mä­ßig auf der Münch­ner Sezes­si­on, aber auch 1921 auf der Dresd­ner Kunstausstellung.

„H.s groß­li­nig kom­po­nie­ren­der Stil kommt bes. glück­lich in sei­nen zahl­rei­chem Reli­efs zur Wir­kung“, hieß es 1924 lobend im Künst­ler­le­xi­kon. Erwähnt wird unter ande­rem das Mar­mor­re­li­ef sei­ner Frau. Max Hoe­ne war bis April 1933 Vor­sit­zen­der des Reichs­ver­ban­des bil­den­der Künst­ler Deutsch­lands und Mit­glied des Reichswirtschaftsrates.

Der inzwi­schen zum Pro­fes­sor ernann­te, 73-jäh­ri­­ge Bild­hau­er schuf 1958 im Auf­trag der 1946 von Gotha nach Göt­tin­gen ver­leg­ten Gotha­er Lebens­ver­si­che­rungs­bank ein Denk­mal mit der Büs­te des Ver­si­che­rungs­grün­ders Ernst Wil­helm Arnol­di, das vor der Haupt­ver­wal­tung zusam­men mit einem Gedenk­stein Auf­stel­lung fand. Spä­ter wur­de es jedoch in den dahin­ter gele­ge­nen Park umgesetzt.

Der Schöp­fer die­ses Denk­mals war am 19. Mai 1965 in Mün­chen gestor­ben. Sein Göt­tin­ger Denk­mal wäre wegen umfang­rei­cher Abriss- und Neu­bau­ar­bei­ten auf dem ehe­ma­li­gen Gelän­de der Gotha­er Ver­si­che­run­gen bei­na­he ent­sorgt wor­den, wenn nicht Mit­ar­bei­ter die­ser Ver­si­che­run­gen das Ver­si­che­rungs­mu­se­um in Gotha recht­zei­tig infor­miert hät­ten. Anfang März konn­te es mit Hil­fe des Gotha­er Stein­metz­be­trie­bes Frank Ehmig gebor­gen und nach Gotha trans­por­tiert wer­den. Dort wur­de es von Ehmig am 14. Mai 2020 an sei­nem neu­en Stand­ort auf­ge­rich­tet. Am 18. Mai 2020, dem Vor­abend des 55. Todes­ta­ges von Max Hoe­ne, fand die Wie­der­ein­wei­hung in der Gotha­er Bahn­hof­stra­ße vor dem Deut­schen Ver­si­che­rungs­mu­se­um statt.

Lite­ra­tur:

Dege­ner, Her­mann A. L.: Wer ist’s? X. Aus­ga­be (1935), S. 695

Deut­scher Wirts­schafts­ver­lag (Hrsg.): Reichs­hand­buch der deut­schen Gesell­schaft: Das Hand­buch der Per­sön­lich­kei­ten in Wort und Bild, Bd. 1 (Ber­lin 1931), S. 774

Gotha­er Lebens­ver­si­che­rung a.G. (Hrsg.): Ver­pflich­tung und Leis­tung. Gotha­er Lebens­ver­si­che­rung auf Gegen­sei­tig­keit, 1827–1977. Göt­tin­gen 1977

Thie­­me-Becker: All­ge­mei­nes Lexi­kon der bil­den­den Künst­ler, Bd. 17 (1924), S. 208 f.

Voll­mer, Hans: All­ge­mei­nes Lexi­kon der bil­den­den Künst­ler des XX. Jahr­hun­derts, Bd. 2 (1955), S. 459

© Mat­thi­as Wen­zel (2020)