Herbert Stockmann (1908 - 1981)
Her­bert Stock­mann (1908 — 1981)
Herbert Stockmann (1908 - 1981)
Her­bert Stock­mann (1908 — 1981)

Herbert Stockmann (1908 — 1981)

Dr. med. Her­bert Stock­mann, Gesell­schafts­arzt der Gotha­er Lebens­ver­si­che­rungs­bank a.G. und direk­ter Nach­fol­ger von Georg Flor­schütz, wur­de am 10.6.1908 in Döbeln gebo­ren. Er stu­dier­te in Frei­burg, Mün­chen, Inns­bruck sowie Düs­sel­dorf und absol­vier­te 1932 in Frei­burg das ärzt­li­che Staats­examen. Mit einer Arbeit über Schlaf­druck­läh­mun­gen pro­mo­vier­te er 1935 eben­falls in Frei­burg bei Prof. Dr. Wartenberg.

Sei­ne Assis­tenz­jah­re ver­brach­te er an Kli­ni­ken in Dan­zig und Mann­heim, bis er 1936 in die Gotha­er Lebens­ver­si­che­rungs­bank a.G. in Gotha ein­trat, wo in Prof. Dr. Georg Flor­schütz in die von ihm begrün­de­te Lebens­ver­si­che­rungs­me­di­zin einführte.

1939 wur­de Stock­mann Sol­dat und geriet 1945 als Stabs­arzt mit der Kur­land­ar­mee in Gefan­genschaft. Erst 1949 kehr­te er aus Russ­land zurück und über­nahm die Lei­tung des Ärzt­li­chen Diens­tes bei der Gotha­er Lebens­ver­si­che­rung, die nach 1945 Gotha ver­las­sen muss­te und zu die­sem Zeit­punkt bereits am Stand­ort Göt­tin­gen ange­sie­delt war. 1964 wur­de Stock­mann in Anerken­nung sei­ner Leis­tun­gen als ers­ter deut­scher Ver­si­che­rungs­me­di­zi­ner zum Ärzt­li­chen Direk­tor ernannt.

Vie­le Jah­re arbei­te­te er im Aus­schuss für Ärz­te­fra­gen und Ver­si­che­rungs­me­di­zin, im Aus­schuss für Unfall und Inva­li­di­tät des Ver­ban­des der Lebens­­­ver­­­si­che­rungs-Unter­­neh­­men e.V. und im Inter­na­tio­na­len Komi­tee für Lebens­ver­si­che­rungs­me­di­zin aktiv mit. Bis 1973 war er Stell­ver­tre­ten­der Vor­sit­zen­der der Abtei­lung Ver­si­che­rungs­me­di­zin im Deut­schen Ver­ein für Ver­si­che­rungs­wis­sen­schaft e.V.

Mit der Her­aus­ga­be der Bro­schü­re „Lebens­ver­si­che­rungs­me­di­zin“ im Ver­si­che­rungs­wis­sen­schaft­li­chen Stu­di­en­werk, sei­ner Betei­li­gung an der Zeit­schrift „Lebens­ver­si­che­rungs­me­di­zin“ und am „Leit­fa­den der Lebens­ver­si­che­rungs­me­di­zin“ schaff­te er sich einen Namen, der in der Wis­sen­schaft zu einem Begriff wur­de. Sei­ne Vor­trä­ge im In- und Aus­land über Ergeb­nis­se sei­ner For­schungs­tä­tig­keit fan­den gro­ßes Inter­es­se. Selbst nach der Pen­sio­nie­rung 1974 stand er sei­ner Gesell­schaft und den Kol­le­gen noch mit Rat und Tat zur Ver­fü­gung, bevor er sich 1979 end­gültig von sei­ner Arbeit zurückzog.

Müh­sam und kon­se­quent hat­te Stock­mann in den 1950er Jah­ren sei­ne Arbeit wie sein Vor­gän­ger Flor­schütz wis­sen­schaft­lich unter­mau­ert. All dies, was er bis zu sei­nem Ruhe­stand 1974 an Lite­ra­tur zusam­men­ge­tra­gen und an eige­nen Publi­ka­tio­nen geschaf­fen hat, ist als geschlos­se­nes Gan­zes auch nach dem Tode Stock­manns (am 8.4.1981 in Göt­tin­gen) erhal­ten geblieben.

Als am Stand­ort Göt­tin­gen der Gotha­er Lebens­ver­si­che­rung eine Kon­zen­tra­ti­on der Büro­räu­me auf weni­ger Gebäu­de als bis­her anstand, muss­ten alle Abtei­lun­gen ihre vor­han­de­nen Archiv­ma­te­ria­li­en dar­auf hin prü­fen, ob sie noch wei­ter benö­tigt wür­den. Eigent­lich wäre auch das Archiv von Her­bert Stock­mann dem Reiß­wolf zum Opfer gefal­len. Doch dem jet­zi­gen Gesell­schafts­arzt Dr. Mar­tin Pol­lack, drit­ter unmit­tel­ba­rer Nach­fol­ger von Flor­schütz in die­ser Funk­ti­on, war bewusst, wel­cher imma­te­ri­el­le Scha­den dadurch ange­rich­tet wor­den wäre. Er fand das Deut­sche Ver­si­che­rungs­mu­se­um Ernst Wil­helm Arnol­di als poten­ti­el­len Inter­es­sen­ten, und so konn­te das kom­plet­te Archiv, in 22 Umzugs­kar­tons ver­packt, in der vor­letz­ten Janu­ar­wo­che 2016 sicher in das Archiv des Ver­si­che­rungs­mu­se­ums nach Gotha gebracht werden.

Eine umfang­rei­che Hand­bi­blio­thek ent­hält Bücher oder auch Kopien von in der Nach­kriegs­zeit nicht mehr erhält­li­chen Büchern, die Dr. Stock­mann für sei­ne Arbeit als Gesell­schafts­arzt und als wis­sen­schaft­lich täti­ger Ver­si­che­rungs­arzt benutzt hat. Es han­delt sich um stren­ge ver­si­che­rungs­wis­sen­schaft­li­che sowie um all­ge­mei­ne medi­zi­ni­sche Lite­ra­tur. Dar­in wird die Band­brei­te der medi­zi­ni­schen The­men deut­lich, mit denen sich Stock­mann zu beschäf­ti­gen hat­te. Dazu kom­men vie­le Jahr­gän­ge der Fach­zeit­schrift „Ver­si­che­rungs­me­di­zin“, der Fir­men­zeit­schrift „Gotha­er Fackel“ und als Rari­tät „Blät­ter für Ver­trau­ens­leu­te der Lebens­ver­si­che­rung“ aus den Jah­ren 1913 bis 1944. Schließ­lich gibt es zahl­rei­che Ord­ner mit Manu­skrip­ten und Vor­trä­gen von Stock­mann, die sei­ne gro­ße Bedeu­tung für die deut­sche Ver­si­che­rungs­me­di­zin belegen.

Mit die­sem „Archiv Dr. Stock­mann“ im Ver­si­che­rungs­mu­se­um in Gotha aus dem Zeit­raum 1950 bis ca. Mit­te der 1970er Jah­re des 20. Jahr­hun­derts wird es zu gege­be­ner Zeit mög­lich sein, die Arbeits­wei­se des Gesell­schafts­arz­tes eines pri­va­ten Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens wis­sen­schaft­lich zu erforschen.

Lite­ra­tur:

Raes­trup, Othard/Moericke, Otto: Nach­ruf auf Her­bert Stock­mann. In: Lebens­ver­si­che­rungs­me­di­zin Heft 6/1981, Sei­te 143

 

© Horst Grö­ner (2016)