Lud­wig Bohn­stedt (1822 — 1885)

Ludwig Bohnstedt (1822 — 1885)

Franz Lud­wig Carl Bohn­stedt wur­de am 27. Okto­ber 1822 in St. Peters­burg als Sohn deut­scher Eltern gebo­ren. Phi­lo­so­phi­sche Stu­di­en führ­ten ihn 1839 an die Ber­li­ner Uni­ver­si­tät. Doch schon bald wand­te er sich der Archi­tek­tur zu. In die­ser Zeit kam er auch mit Karl Fried­rich Schin­kel in Berührung.

Stu­di­en­rei­sen  nach Ita­li­en und Frank­reich berei­cher­ten sei­ne Aus­bil­dung, bis er 1843 nach St. Peters­burg zurück­kehr­te. Hier wur­de er in der Fol­ge­zeit zu einem sehr gefrag­ten Baumeister.

Im Herbst 1863 zog er nach Gotha, erwarb hier ein Haus und übte sei­nen Beruf zunächst als Sena­tor für das Bau­we­sen im Stadt­rat ausAber auch über die Gren­zen Deutsch­lands hin­aus konn­te er sei­nen guten Ruf wei­ter fes­ti­gen. Höhe­punkt sei­nes Schaf­fens war 1872 die Errin­gung des ers­ten Prei­ses im inter­na­tio­nal aus­ge­schrie­be­nen Wett­be­werb um das neue Reichs­tags­ge­bäu­de in Ber­lin unter 101 Bewer­bern. Lei­der wur­de der Bau 1884 nicht nach sei­nen Plä­nen, son­dern nach einem Pro­jekt des Frank­fur­ter Archi­tek­ten Wal­lot ausgeführt.

Im Jah­re 1881, ein Jahr bevor er den preis­ge­krön­ten Ent­wurf für das Reichs­tags­ge­bäu­de in Ber­lin abliefer­te, schuf Lud­wig Bohn­stedt ein Por­trait­ge­mäl­de von Carl Mathies. Die­ser war 33 Jah­re lang Direk­tor der  Gotha­er Feu­er­ver­si­che­rungs­bank, Mit­glied des Direk­to­ri­ums der Thü­rin­gi­schen Eisen­bahn­ge­sell­schaft, Mit­in­itia­tor des Logen­ge­bäu­des am Karo­li­nen­platz und Kon­sul des König­rei­ches Bra­si­li­en im Her­zog­tum Sach­­sen-Coburg und Gotha. Das Bild wur­de durch die Kul­turstif­tung Gotha erwor­ben und befin­det sich heu­te als Dau­er­leih­ga­be  im „Deut­schen Ver­si­che­rungs­mu­se­um Ernst Wil­helm Arnol­di“ in Gotha.

Immer wie­der wur­de Lud­wig Bohn­stedt in der all­ge­mei­nen Pres­se und Fach­zeit­schrif­ten als „des Reichs ers­ter Bau­meis­ter“ und „größ­ter leben­der Archi­tekt“ gefei­ert und in der Fol­ge mit Auf­trä­gen für öffent­li­che  und pri­va­te Bau­ten im In- und Aus­land förm­lich überschüttet.

Mit der Errich­tung einer Vil­la 1866 für den Dich­ter Fritz Reu­ter in Eisen­ach begann Bohn­stedts Vil­len­bau­tä­tig­keit in Deutschland.

Von Lud­wig Bohn­stedt stam­men u.a. die Ent­wür­fe für die Gotha­er Feu­er­ver­si­che­rungs­bank in der Bahn­hof­stra­ße 12 und der ehe­ma­li­gen Noten­bank am Ekhof­platz — unver­kenn­bar im Stil der ita­lie­ni­schen Renais­sance gebaut.

 Lud­wig Bohn­stedt gehör­te zwei­fel­los zu den bedeu­tends­ten Per­sön­lich­kei­ten von Gotha sowie zu den inter­na­tio­nal bekann­tes­ten Archi­tek­ten des 19. Jahrhunderts.

An den nam­haf­ten Archi­tek­ten erin­nert heu­te eine am Gotha­er Stadt­bad vor­bei­füh­ren­de Stra­ße im Zen­trum Gothas.

Lud­wig Bohn­stedt starb am 3. Janu­ar 1885 in Gotha. Er fand sei­ne letz­te Ruhe­stät­te auf dem Gotha­er Fried­hof IV. Bei des­sen Beräu­mung im Jah­re 1951 wur­de der Grab­stein Bohn­stedts gesi­chert, der heu­te (aller­dings ohne den ihn einst krö­nen­den Auf­satz) im Ehren­hain auf dem Haupt­fried­hof steht.

An der Rück­sei­te des Grab­steins lehnt eine Gedenk­ta­fel für sei­ne Toch­ter Ida.

 

Lite­ra­tur:

Dol­g­ner, Die­ter: Archi­tek­tur im 19. Jahr­hun­dert: Lud­wig Bohn­stedt: Leben und Werk. Böhlau-Ver­­lag Wei­mar 1979

© Die­ter Schna­bel, Gotha 2017