Franz Ludwig Carl Bohnstedt wurde am 27. Oktober 1822 in St. Petersburg als Sohn deutscher Eltern geboren. Philosophische Studien führten ihn 1839 an die Berliner Universität. Doch schon bald wandte er sich der Architektur zu. In dieser Zeit kam er auch mit Karl Friedrich Schinkel in Berührung.
Studienreisen nach Italien und Frankreich bereicherten seine Ausbildung, bis er 1843 nach St. Petersburg zurückkehrte. Hier wurde er in der Folgezeit zu einem sehr gefragten Baumeister.
Im Herbst 1863 zog er nach Gotha, erwarb hier ein Haus und übte seinen Beruf zunächst als Senator für das Bauwesen im Stadtrat aus. Aber auch über die Grenzen Deutschlands hinaus konnte er seinen guten Ruf weiter festigen. Höhepunkt seines Schaffens war 1872 die Erringung des ersten Preises im international ausgeschriebenen Wettbewerb um das neue Reichstagsgebäude in Berlin unter 101 Bewerbern. Leider wurde der Bau 1884 nicht nach seinen Plänen, sondern nach einem Projekt des Frankfurter Architekten Wallot ausgeführt.
Im Jahre 1881, ein Jahr bevor er den preisgekrönten Entwurf für das Reichstagsgebäude in Berlin ablieferte, schuf Ludwig Bohnstedt ein Portraitgemälde von Carl Mathies. Dieser war 33 Jahre lang Direktor der Gothaer Feuerversicherungsbank, Mitglied des Direktoriums der Thüringischen Eisenbahngesellschaft, Mitinitiator des Logengebäudes am Karolinenplatz und Konsul des Königreiches Brasilien im Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha. Das Bild wurde durch die Kulturstiftung Gotha erworben und befindet sich heute als Dauerleihgabe im „Deutschen Versicherungsmuseum Ernst Wilhelm Arnoldi“ in Gotha.
Immer wieder wurde Ludwig Bohnstedt in der allgemeinen Presse und Fachzeitschriften als „des Reichs erster Baumeister“ und „größter lebender Architekt“ gefeiert und in der Folge mit Aufträgen für öffentliche und private Bauten im In- und Ausland förmlich überschüttet.
Mit der Errichtung einer Villa 1866 für den Dichter Fritz Reuter in Eisenach begann Bohnstedts Villenbautätigkeit in Deutschland.
Von Ludwig Bohnstedt stammen u.a. die Entwürfe für die Gothaer Feuerversicherungsbank in der Bahnhofstraße 12 und der ehemaligen Notenbank am Ekhofplatz — unverkennbar im Stil der italienischen Renaissance gebaut.
Ludwig Bohnstedt gehörte zweifellos zu den bedeutendsten Persönlichkeiten von Gotha sowie zu den international bekanntesten Architekten des 19. Jahrhunderts.
An den namhaften Architekten erinnert heute eine am Gothaer Stadtbad vorbeiführende Straße im Zentrum Gothas.
Ludwig Bohnstedt starb am 3. Januar 1885 in Gotha. Er fand seine letzte Ruhestätte auf dem Gothaer Friedhof IV. Bei dessen Beräumung im Jahre 1951 wurde der Grabstein Bohnstedts gesichert, der heute (allerdings ohne den ihn einst krönenden Aufsatz) im Ehrenhain auf dem Hauptfriedhof steht.
An der Rückseite des Grabsteins lehnt eine Gedenktafel für seine Tochter Ida.
Literatur:
Dolgner, Dieter: Architektur im 19. Jahrhundert: Ludwig Bohnstedt: Leben und Werk. Böhlau-Verlag Weimar 1979
© Dieter Schnabel, Gotha 2017